Interviews

Heinrich Send GmbH

Familienunternehmen seit 1904

Dortmunder Volksbank: Herr Mersmann, Sie sind heute zu Besuch bei Ihrem Mitglied und Kunden Heinrich Send Ingenieur- und Brückenbau in Castrop-Rauxel – seit wann kennen Sie die Firma?

Gregor Mersmann: Die Firma Send hat einen sehr guten Namen und ist mir bereits über die letzten beiden Generationen bekannt. Herr Send senior war damals bei der Volksbank Waltrop im Aufsichtsrat – und die Übergabe an die nächste Generation hat hervorragend geklappt. Auch sein Sohn war viele Jahre Vertreter unserer Volksbank. Das Unternehmen ist damals vor allem mit Brückensanierungen groß geworden. Durch den aktuellen bundesweiten Investitionsstau, der sich nicht nur auf den Bereich Straße beschränkt, sondern auch Bahn und Wasserstraßen betrifft, müssen zurzeit viele Brücken saniert werden. Und deshalb stehen jetzt in der halben Republik Werbeschilder der Firma Send. Das Unternehmen hat eine echte Sonderkonjunktur – seit Jahren und noch für viele weitere Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte!

Henrik Send
Henrik Send

Dortmunder Volksbank: Herr Send, wie würden Sie Ihr Unternehmen beschreiben?

Henrik Send: Wir sind als alteingesessenes Bauunternehmen für Ingenieur- und Brückenbau sowohl auf Betonbau als auch auf Stahlbau spezialisiert. Damit decken wir ein Leistungsspektrum ab, das in Zeiten hohen Sanierungsbedarfs sehr nachgefragt ist, zumal wir einen 24/7-Bereitschaftsdienst betreiben, der 365 Tage im Jahr funktioniert. „Spezialisten für spektakuläre Aufgaben“ – so war vor einigen Jahren ein Artikel über unser Unternehmen überschrieben. Stimmt, denn gelegentlich können die Aufträge oder die Orte, an denen wir arbeiten, wirklich spektakulär sein. Näher betrachtet sind wir jedoch Experten für Brückenbau und Brückensanierung. Und dabei kommt es vor allem auf konzentriertes und termingenaues Arbeiten sowie auf hochwertige Materialien und neueste Technologien an – auf Verlässlichkeit, Präzision und Termintreue.

Dortmunder Volksbank: Seit wann und in wievielter Generation betreiben Sie die Firma?

Henrik Send: Wir sind ein Familienunternehmen in vierter Generation, gegründet 1904 und seit 120 Jahren in direkter Linie aktiv.

Dortmunder Volksbank: Warum wurde Ihr Unternehmen damals gegründet und wie ging Ihre Geschichte weiter?

Henrik Send: Gegründet wurde unsere Firma im Jahr 1904 von Heinrich Send. Zuvor hatte er Kokereien in Russland und Südamerika gebaut und besaß auch einige Patente, gründete aber dann unsere Firma als Baubetrieb für Hochbau in Henrichenburg. Damals hatten wir zehn Leute unter Vertrag. 1925 wurde die Firma zur „Heinrich Send Baugeschäft GmbH“, und Heinrichs Sohn Wilhelm Send trat im selben Jahr als Prokurist in die Firma ein. Geleitet hat Heinrich Send das Unternehmen von der Gründung bis zum Jahr 1942. Die Haupttätigkeitsfelder waren damals der Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern und die Erdverlegung von Telefonkabeln, was sich dann aber mit dem Bau der Autobahnen in den Dreißigerjahren grundlegend geändert hat. Unter der 31-jährigen Geschäftsführung von Heinrichs Nachfolger Wilhelm begann die Firma mit Brücken- und Betonbau und stellte den Hausbau ein. In der dritten Generation trat dann mein Vater und Vorgänger Hein Send 1966 in die Firma ein und war von 1973 bis 2004 Geschäftsführer. Als Diplom-Ingenieur brachte er auch neue Spezialisierungen ins Unternehmen ein, unter anderem Beton- und Spannbetonbrückenneubau, Behelfsbrückenbau und Brückensanierung sowie die Erdverlegung von Notrufsäulenkabeln an Autobahnen. Und seit 1997 bin ich nun im Unternehmen und seit 2004 alleiniger Geschäftsführer in vierter Generation. Während meiner Tätigkeit wurde die Stahlbauabteilung erweitert und wir haben allgemeinen Ingenieurbau als Tätigkeitsfeld erschlossen, auch für private Kund*innen. Unser gegenwärtiges Hauptgeschäftsfeld ist die Sanierung von Stahlbetonbrücken, vornehmlich für Land oder Bund.

Dortmunder Volksbank: Wie hat sich Ihr Unternehmen am Markt entwickelt?

Henrik Send: Wir sind ein Bauunternehmen, das kontinuierlich in der Region gewachsen ist und sich in jeder Generation immer wieder neue Geschäftsfelder erschlossen hat. Unser Hauptgeschäftsfeld ist und bleibt auf Sicht der Brückenbau. Dass wir neben dem Betonbau auch den Stahlbau beherrschen – beide Bereiche werden beim Brückenbau gebraucht – ist ein Alleinstellungsmerkmal für unser kleines mittelständisches Unternehmen. Wir sind schnell, zuverlässig und gut vernetzt. Da derzeit zahlreiche Brückenbauwerke sanierungsbedürftig sind, sind wir mit unserem Leistungsspektrum sehr gut aufgestellt und erbringen etwa 95 Prozent unseres Leistungsvolumens für öffentliche Auftraggeber. Die Brückensanierung umfasst etwa 80 Prozent unserer Arbeitsleistung. Neben Brückenbauwerken kümmern wir uns auch um andere technische Aufgaben, z. B. im Wasserbau um die Sanierung der Schleuse am Schiffshebewerk bei uns in Henrichenburg oder auch mal um einen Hafenkran im Duisburger Innenhafen sowie die Fundamente des Gasometers Oberhausen.

Dortmunder Volksbank: Herr Send, welches Alleinstellungsmerkmal hat sich Ihr Unternehmen erarbeitet?

Henrik Send: Wie bereits erwähnt, ist es ein besonderes Alleinstellungsmerkmal für unser mittelständisches Unternehmen, dass wir auf beide mit dem Brückenbau vernetzten Bereiche, den Beton- und Stahlbau spezialisiert und zu jeder Tages- und Nachtzeit einsatzbereit sind. Wir beherrschen unsere Materie bis ins kleinste Detail, decken dabei ein großes Leistungsspektrum ab und wissen genau, was zu tun ist. Schnelle Realisierungen machen wir möglich durch einen großen Vorrat an Baumaterialien, Stützkonstruktionen, Hydraulikpressen etc., die wir ständig auf dem eigenen Bauhof bevorraten, und vor allem durch unsere tollen Mitarbeitenden. Darum funktioniert unsere 24-Stunden- Einsatzbereitschaft an 365 Tagen im Jahr so zuverlässig, bei der wir oft quasi in Feuerwehr-Funktion im Umkreis von 100 Kilometern ausrücken, um binnen kürzester Zeit statische Probleme zu beheben und Brücken abzusichern – eine Problemlösungskompetenz, die angesichts des Zustandes unserer Brückenbauwerke in der Region sehr nachgefragt ist.

Dortmunder Volksbank: Herr Mersmann, welche Rolle spielt die Firma Send in der Region?

Gregor Mersmann: Die Firma Send ist einer der wichtigen Player für Brückenbau hier in der Region und an Erhalt und Ertüchtigung der hiesigen Brücken entscheidend beteiligt.

Dortmunder Volksbank: Welche Schwierigkeiten und Hindernisse erleben Sie derzeit?

Henrik Send: Es gibt einen riesigen Sanierungsstau bei den Brückenbauwerken in der Region, sodass die Verwaltung kaum hinterherkommt mit Ausschreibungen und Vergaben. Es ist viel zu tun und wir sind bereit, es anzupacken. Auch wir bemerken übrigens den Fachkräftemangel. Wir haben derzeit sechs Auszubildende und suchen weitere. Viele junge Leute scheuen den Einsatz draußen bei Wind und Wetter. Aber wir bieten eine exzellente Ausbildung, ein abwechslungsreiches Berufsbild und einen sicheren Arbeitsplatz in einem familiär geführten Mittelstandsunternehmen mit gutem, persönlichem Arbeitsklima.

Dortmunder Volksbank: Wie sehen Ihre Pläne aus? Was sind Ihre Ziele?

Henrik Send: Wir sind 80 bis maximal 100 Mitarbeitende und wollen auch genau in diesem Segment und dieser Größe bleiben. Der persönliche Kontakt zu meinen Leuten ist mir wichtig, und das funktioniert genau noch bei unserer Unternehmensgröße: Bei uns kennt jeder jeden, alle Türen sind offen und jeder kann jeden ansprechen. Wir arbeiten Hand in Hand und immer problemlösungs- und erfolgsorientiert und mit großer Kontinuität. Das ist wichtig. Wir wollen mit unseren Mitarbeitenden erfolgreich alt werden.

Dortmunder Volksbank: Auf den Punkt gebracht: Wodurch zeichnet sich Ihr Unternehmen besonders aus?

Henrik Send: Wir sind ein regional tätiger Brückensanierer und kennen jede Brücke genau. Ich vergleiche uns manchmal mit einer Landarztpraxis: Wir wissen bei jeder Brücke über die Schwachpunkte Bescheid, haben bei sehr vielen schon Maßnahmen zur Erhaltung ergriffen und wissen, was wo und wann bei welcher Brücke zu tun ist. Wir kümmern uns zuverlässig um die Brücken und kommen zu jeder Tages- und Nachtzeit raus, wenn etwas ist. Eine Unternehmensqualität, die gebraucht wird. Das schätzen unsere Auftraggeber natürlich an uns.

Dortmunder Volksbank: Welche Rolle spielt die Dortmunder Volksbank für Ihr Unternehmen?

Henrik Send: Die Volksbank ist seit unserer Gründung vor 120 Jahren unsere Hausbank. Genau wie wir ist sie regional verwurzelt. Man kennt sich und arbeitet vertrauensvoll und auf Augenhöhe zusammen. Das ist wie bei unseren Subunternehmen: Wenn die Verbindung stimmt, bleibt man ewig dabei. Verlässlichkeit zählt – und die stimmt eben.

Dortmunder Volksbank: Und was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Henrik Send: Es gibt viel zu tun in Sachen Brückensanierung – wir wollen unser Teil dazu beitragen und das abarbeiten, was da ist, damit der Verkehr in unserer Region problemlos rollt. Unser Ziel als Unternehmen ist es, die Probleme zu lösen und die anstehenden Aufgaben sinnvoll, schnell und zuverlässig zu erledigen.

Dortmunder Volksbank: Herr Mersmann, Ihnen gehört das letzte Wort. Was schätzen Sie an der Zusammenarbeit mit Firma Heinrich Send?

Gregor Mersmann: Die Firma Heinrich Send ist wichtig für unsere Region – ein Mittelständler, der viel bewirkt, sich immer flexibel am Markt orientiert hat und unsere Region mit seinen Leistungen wortwörtlich am Laufen hält.