Genossenschafts­banken erwirtschaften ein mit 10,7 Mrd. € beachtliches Ergebnis

Genossenschafts­banken

Die 697 deutschen Genossenschaftsbanken haben im Geschäftsjahr 2023 nach vorläufigen Zahlen ihren Jahresüberschuss vor Steuern um 6,2 Mrd. € auf 10,7 Mrd. € gesteigert. Ein im Vergleich zum Vorjahr höherer Zins- und Provisionsüberschuss sowie der Wegfall temporärer Wertberichtigungen auf die eigenen Wertpapieranlagen haben die Ergebnissituation deutlich verbessert. Zudem stieg das bilanzielle Eigenkapital um 3,2 % auf 64 Mrd. €.

Basis für weiteres Wachstum und Vertrauen
Damit haben die Genossenschaftsbanken eine sehr gute Basis für weiteres Wachstum geschaffen, um auch zukünftig erfolgreich im Sinne ihrer Mitglieder und Kund*innen agieren zu können. Zugleich zeigen die Zahlen, dass die 17,8 Mio. Mitglieder und über 30 Mio. Kund*innen den Genossenschaftsbanken ihre Finanzangelegenheiten anvertrauen. Zentraler Anker dieses Vertrauens ist das genossenschaftliche Sicherungssystem, das in diesem Jahr sein 90-jähriges Bestehen feiert.

Einlagensicherungssysteme unverändert erhalten
Ein über viele Jahre hinweg aufgebautes Vertrauen, das es zu erhalten gilt. Aktuell diskutieren Europäische Kommission und Europäisches Parlament allerdings Ideen zur Reform des Krisenmanagements für Banken, die eine gezielte Schwächung der Einlagensicherungssysteme in Kauf nehmen würden. Der Bundesverband der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) weist diese Tendenzen entschieden zurück und verlautbart in Richtung EU-Gesetzgeber, dass jedweder Vorstoß, das auf Solidarität beruhende, privatwirtschaftlich aufgebaute Institutssicherungssystem zu schwächen, im Interesse der Mitglieder und Kund*innen mit großer Entschiedenheit abzulehnen sei. Man könne nicht einerseits die bestehenden Schutzsysteme schwächen, um gleichzeitig zu argumentieren, sie brauchten zusätzlichen Schutz. Das passe nicht zusammen und widerspreche auch dem jüngsten Antritt des Europäischen Parlamentes, die seit 2015 geführte Diskussion um eine europäische Einlagensicherung wiederzubeleben.

Zufriedenstellendes Kundengeschäft
Vor dem Hintergrund mehrerer belastender Faktoren – wie z. B. einem stark rückläufigen Wohnungsneubau und einer schwachen Kreditnachfrage der Firmenkunden infolge der wirtschaftlichen Stagnation – hat sich das Kundengeschäft zufriedenstellend entwickelt. Die Kreditbestände insgesamt stiegen um 2,6 % auf 777 Mrd. €. Der Marktanteil erhöhte sich um 0,3 Prozentpunkte auf 18,1 %. Der Bestand an Firmenkundenkrediten wuchs um 3,8 % auf 414 Mrd. €. Der Marktanteil legte um 0,5 Prozentpunkte auf 22,4 % zu. Auf der Privatkundenseite wuchsen die Kreditbestände um 1,3 % auf 363 Mrd. €. Die Marktanteile erhöhten sich um 0,2 Prozentpunkte auf 24,1 %.

Attraktive Anlagemöglichkeiten in klassischen Produkten
Auf der Einlagenseite eröffnete das gestiegene Zinsniveau den Kund*innen der Genossenschaftsbanken wieder attraktive Anlagemöglichkeiten in klassischen Fest- und Termingeldern oder Sparbriefen. Viele Kund*innen schichteten ihre während der Corona-Pandemie gebildeten hohen Sichteinlagenbestände in höher verzinsliche Produkte um. Andererseits belasteten die höheren Lebenshaltungskosten infolge der Inflation die Sparfähigkeit der Kund*innen. Im Ergebnis blieben die Kundeneinlagen der Genossenschaftsbanken mit 860 Mrd. € nahezu konstant (minus 0,2 %). Dies spiegelt die stabile und vertrauensvolle Geschäftsbeziehung mit den Mitgliedern und Kund*innen wider. Bei Termineinlagen lag das Plus bei 166,3 % oder 93 Mrd. €. Bei Sparbriefen sogar bei 260,1 %, was einem Plus von 15 Mrd. € entspricht. Täglich fällige Einlagen hingegen sanken erwartungsgemäß um 77 Mrd. € oder 12,3 %.

Ergebnissituation hat sich deutlich verbessert
Im Berichtszeitraum ist der Zinsüberschuss um 15,4 % auf 20,6 Mrd. € gestiegen. Dabei vervierfachten sich die Zinsaufwendungen auf 7,2 Mrd. €, vor allen Dingen aufgrund von Umschichtungen von Kundengeldern in höherverzinsliche Einlagen. Die Zinserträge wuchsen um 41,5 % auf 27,8 Mrd. €. Der Provisionsüberschuss legte unter anderem wegen eines regen Vermittlungsgeschäfts um 4,3 % auf 6,5 Mrd. € zu. Der allgemeine Verwaltungsaufwand stieg um 5,5 % auf 16,6 Mrd. €. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit (Teilbetriebsergebnis) wuchs um 25,7 % auf 10,5 Mrd. €. Das Betriebsergebnis vor Bewertung stieg um 23,1 % auf 11,6 Mrd. €. Das Bewertungsergebnis erreichte minus 698 Mio. €. Bei der Risikovorsorge im Wertpapierbereich zeigten sich mit 1,4 Mrd. € erste Wertaufholungen, nachdem im Jahr 2022 mit minus 5,7 Mrd. € noch sehr hohe Abschreibungen im Depot A infolge der Zinswende das Ergebnis reduzierten. Die Risikovorsorge im Kreditgeschäft spiegelt die gedämpften Konjunkturaussichten, den Zinsanstieg und die Zunahme der Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen wider. Die Abschreibungen im Kreditgeschäft der Genossenschaftsbanken summieren sich im Jahr 2023 voraussichtlich auf minus 1,5 Mrd. €. Der Jahresüberschuss vor Steuern stieg deutlich um 6,2 Mrd. € auf beachtliche 10,7 Mrd. €. Dem Fonds für allgemeine Bankrisiken werden voraussichtlich 4 Mrd. € zugeführt. Nach Steuern bleibt damit ein Jahresüberschuss von 3,5 Mrd. €.

Gute Gewinnsituation hilft Eigenkapital zu stärken
Die Genossenschaftsbanken haben ihre gute Ergebnisentwicklung dazu genutzt, ihr Eigenkapital weiter zu stärken. So stieg das bilanzielle Eigenkapital im Berichtszeitraum um 3,2 % auf 64 Mrd. €. Die Geschäftsguthaben (gezeichnetes Kapital) legten um 4,8 % auf 17 Mrd. € zu. Die regulatorischen Eigenmittel nach CRR wuchsen um 3,9 % auf 111,5 Mrd. €. Das Kernkapital verzeichnete einen Zuwachs von 3,9 % auf 103,2 Mrd. €. Die (harte) Kernkapitalquote stieg um 0,32 Prozentpunkte auf komfortable 15,63 %. Im Jahresvergleich hat sich die Gesamtkapitalquote von 16,54 % um 0,35 Prozentpunkte auf 16,89 % erhöht. Somit wurde wie in den vorangegangenen Jahren der generell institutsindividuelle Mindeststandard von 8 % deutlich übertroffen. Die Institute sind insgesamt gut kapitalisiert für weiteres Wachstum und für Risikoszenarien.