
Internationale Finanzmärkte
2024: Zinssenkungszyklus der Notenbanken
Im Jahr 2024 wurden in den meisten westlichen Volkswirtschaften die Leitzinsen gesenkt, nachdem sie im Jahr 2023 ihren Höhepunkt erreicht hatten. Die Europäische Zentralbank (EZB) läutete auf ihrer Ratssitzung im Juni 2024 die Phase der Zinssenkungen ein. Die Bank von England und die US-amerikanische Fed folgten kurz darauf. Begründung: der Rückgang der Inflationsraten, die Aussicht auf ein mittelfristiges Erreichen des Inflationsziels und die Befürchtung einer zu restriktiven Geldpolitik als Wirtschaftsbremse mit der Gefahr einer Unterschreitung des Inflationsziels.
Trotz Unsicherheit: positive Entwicklung der Finanzmärkte
2024 war durch hohe Unsicherheiten geprägt. Ursachen: der anhaltende Krieg in der Ukraine, die Verschärfung des Nahostkonflikts, politische Unsicherheitsfaktoren etwa durch das Ende der Ampelregierung in Deutschland oder die Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten. Insgesamt konnten sich die Finanzmärkte trotz der Unsicherheiten eher positiv entwickeln. Hierzu trugen sowohl die Zinssenkungen der Notenbanken in 2024 als auch die Aussicht auf weitere Zinssenkungen in 2025 bei. Der Boom künstlicher Intelligenz (KI) als ein prägender Faktor der Aktienmärkte führte vor allem bei Technologiewerten zu starken Kursanstiegen. Gleichwohl sorgten Andeutungen künftiger Zinsschritte regelmäßig für hohe Volatilitäten und gehörten zu den marktbewegenden Themen des Jahres 2024.
USA: Fed startet beherzt, wird vorsichtiger zum Jahresende
Nachdem die US-Notenbank ihren geldpolitischen Straffungskurs mit einem Leitzinskorridor von 5,25 % bis 5,5 % Mitte 2023 beendet hatte, leitete sie in der zweiten Jahreshälfte 2024 die Zinssenkungsphase ein. Konkret begann der Zinssenkungszyklus auf der Notenbanksitzung am 18. September 2024 mit einer überraschend starken Zinssenkung um 50 Basispunkte und wurde im November und Dezember mit je einem weiteren Trippelschritt um 25 Basispunkte fortgesetzt. Damit lag der Leitzins in den USA zum Jahresende 2024 in einem Korridor von 4,25 % bis 4,5 %.
Europa: EZB zwischen Inflation und schwacher Konjunktur
Ähnlich wie die US-amerikanische Notenbank hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) den Höhepunkt ihrer Leitzinsen im Jahr 2023 mit einem Satz von 4,75 % für die Spitzenrefinanzierungsfazilität, 4,5 % für die Hauptrefinanzierungsfazilität und 4,0 % für die aufgrund der Überschussliquidität entscheidende Einlagefazilität erreicht. In der ersten Jahreshälfte unverändert, senkte die EZB beginnend mit der Sitzung vom 6. Juni 2024 die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Neben dem Rückgang der Inflation gab vor allem die Verschlechterung der konjunkturellen Lage im Euroraum Anlass zur Lockerung des geldpolitischen Restriktionsgrades. Insgesamt wurden nach Juni im September, Oktober und Dezember noch drei weitere Zinssenkungen vorgenommen, sodass der Zinssatz für die Einlagefazilität zum Jahresende um 100 Basispunkte niedriger bei 3,0 % lag.
Anleihemärkte: im Sog der Geldpolitik
Die Inflations- und Zinserwartungen sowie die geldpolitischen Entscheidungen der Notenbanken blieben auch im Jahr 2024 die treibenden Kräfte an den Anleihemärkten. Vor allem in der ersten Jahreshälfte fielen die Kurse und die invers dazu verlaufenden Renditen stiegen entsprechend.
Die zehnjährige Bundesanleihe begann da Jahr 2024 bei 2,03 % und stieg bis zur ersten Leitzinssenkung der EZB im Juni auf einen Höchstschlussstand von 2,68 % am 29. Mai. In den letzten Handelswochen kam es zu einem erneuten Renditeanstieg und die zehnjährige Bundesanleihe schloss mit 2,36 % höher als zu Jahresbeginn.
US-Präsidentschaftswahl: lässt Renditen zum Jahresende steigen
Die Renditen amerikanischer und britischer Anleihen entwickelten sich ähnlich wie im Euroraum, allerdings auf höherem Niveau. Zehnjährige US-Anleihen bewegten sich zwischen 3,62 % am 16. September 2024, kurz vor der ersten Leitzinssenkung der Fed, und 4,70 % am 25. April, als die Leitzinssenkung noch ungewiss war. Auch in den USA stiegen die Renditen im letzten Quartal 2024 wieder an und schlossen zum Jahresende mit 4,57 % deutlich über den Renditen zu Jahresbeginn von 3,87 %.
Euro: gibt zum Jahresende gegen US-Dollar deutlich nach
Die europäische Gemeinschaftswährung startete mit einem Kurs von 1 € = 1,105 US-Dollar in das Jahr 2024 und bewegte sich in den ersten drei Quartalen des Jahres schlusskursbezogen in einem Korridor zwischen 1 € = 1,063 US-Dollar am 15. April und 1 € = 1,118 US-Dollar am 27. September. Erst im letzten Quartal zeigte der US-Dollar, vor allem nach der Wiederwahl Donald Trumps, eine deutliche Stärke; der Euro wertete merklich ab und schloss das Jahr 2024 mit einem Tiefststand von von 1 € = 1,036 US-Dollar.
Euro: zeigt international Stärke
Der nominale Wechselkurs des Euro gegenüber der Gruppe der 41 wichtigsten Handelsländer erreichte am 22. August 2024 ein neues Allzeithoch und beendete das Jahr in der Nähe dieses Höchststandes. Bereinigt um die Inflation lag der reale Wechselkurs leicht über seinem Zehnjahresdurchschnitt. Ein Anstieg des Wechselkurses weist dabei auf eine Aufwertung, also eine gesunkene preisliche Wettbewerbsfähigkeit im Euroraum hin.
DAX: schließt nahe Rekordhoch
Für die Aktienmärkte ging es im Jahr 2024 deutlich aufwärts, viele wichtige Aktienindizes konnten neue Rekordstände erreichen. Angesichts der anhaltenden Krisenherde - Stichworte Ukrainekrieg und Nahostkonflikt - und der sich eintrübenden konjunkturellen Lage insbesondere in Deutschland übertraf die positive Entwicklung vielerorts die Erwartungen. Nach dem guten Börsenjahr 2023 startete der DAX mit 16.751 Punkten ins Jahr 2024 und bewegte sich bis Ende März in Richtung der Marke von 18.500 Punkten, dann seitwärts tendierend, bis im August kurzzeitig eine Marktpanik in Japan erfolgte. Diese strahlte auch auf den DAX aus, der innerhalb weniger Handelstage um über 1.100 Punkte bzw. 6,3 % auf Schlusskursbasis zurückging. Auf die Kursverluste im August folgte umgehend die Erholung, und der DAX setzte zu einem Aufwärtstrend an, der - abgesehen von einer kurzen Seitwärtsphase im November - am 12. Dezember 2024 mit einem Allzeithoch von 20.426 Punkten bezogen auf Schlusskurse endete.